Jubiläum
 
Theater der Klänge gastiert mit "Jubilaum‘ im Essener Satiri
Beim Theater der Klänge geht’s anläßlich des zehnjährigen Jubiläums nur um Eines, ums Feiern. Hinter dem programmatischen Titel der Neu-Produktion "Jubiläum" verbirgt sich ein gewaltiges, an die unterschiedlichsten Kulturen anknüpfendes Repertoire über den Sinn und Unsinn des Feierns, über das ABC der Anlässe und seiner Rituale. Die zehn Darsteller des Ensembles (und das sind fast genauso viele Nationalitäten!) sind zugleich Musiker und Tänzer, sind Verwandlungskünstler, die innerhalb weniger Sekunden ihre Rollen wechseln, die die versteinerte Visage eines Yuppies ebenso wie den zappelnden Raver aufs Parkett legen. "Jubiläum", das ist eine Collage, die entführt in ferne Regionen und Traditionen, deren Rhythmus und Farben betören. Messerscharf die Eigentümlichkeiten ihrer verschiedenen Landsleute unter die Lupe nehmend, werden aber auch bekannte Klischees und Gebräuche derart treffsicher und komisch inszeniert, daß sich der Zuschauer vor Lachen den Bauch hält. Dazu müssen die Schauspieler sich nicht einmal Methoden der Übertreibung bedienen, wenn etwa eine mir üppigem Busen im Dirndl ausgestattete Bayerin in Verzückung über das Enkelkind gerät oder sich der gestandene Kultursenator in Anzug und Schlips am Rednerpult in redundanten Worthülsen verliert. Wirklich eine Erfrischung, nicht nur einen ungewöhnlichen Theaterabend zu erleben, sondern äußerst humorvoll mir Ritualen kaum bekannter Völkergruppen vertraut zu werden.

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Kirsten Miller
Foyer, Essen
 
 
100 Arten, Feste zu feiern
Mit einer bunten Collage über die Kultur des Feierns gastierte das Düsseldorfer "Theater der Klänge" am Wochenende im Satiricon. Das internationale Ensemble präsentierte 100 kleine Stücke von der Büttenrede bis zur Trauerfeier. Vom Abendmahl bis zur Ziviltrauung - das Alphabet der Feste und Feiern ist umfangreich. In Liedern, Reden, Tänzen und ernsten wie komödiantischen Szenen zeigten die acht Frauen und zwei Männer des Ensembles eine abwechslungsreiche Auswahl von verschiedenen Festformen.
Wie bei im richtigen Leben standen an diesem Abend die Festvorbereitungen am Anfang: Vor einem imaginären Spiegel machten sich die Schauspieler zurecht, zogen festliche Kleidung an und überprüften das Make-Up. Es folgte eine schrille Mischung aus aneinandergereihten kleinen Szenen. Von der Oscarverleihung über die Love Parade bis zu einem Auftritt von grölenden Fußballfans – die Schauspieler zeigten eine breite Palette, die sie unterhaltsam und gekonnt darboten.
Auch die humoristische Seite kam nicht zu kurz: Witzig der zunächst hölzerne Vortrag zur Rezeptionsgeschichte der Kultur des Feierns, der sich nach und nach in eine karnevalistische Büttenrede verwandelte. Ein weiterer komödiantischer Höhepunkt war der Geburtstag eines 70jährigen Mannes als Beispiel für eine schaurig-schöne Familienfeier mit selbstgedichtetem Ständchen und Blockflötenspiel. Die Darsteller, die aus9 verschiedenen Nationen stammen, gaben interessante Einblicke in Festrituale anderer Kulturen. Ob Bar-Mizwa, das schwedische Luciafest oder eine japanische Teezeremonie – die Unterschiede zwischen den Kulturen zeigen sich auch in ihren Festen. Insgesamt ein unterhaltsames Bühnenfest mit glänzenden Akteuren.

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am
WAZ, Essen
 
 
10 Jahre "Theater der Klänge"
Mit so geballter Power wie in "Jubiläum" hat die freie Düsseldorfer Gruppe "Theater der Klänge" ihre spartenübergreifende Arbeit noch nie präsentiert. Die neue Produktion verdeutlicht auch die multikulturellen Intentionen des international besetzten kleinen Ensembles.
Der minutenlange Applaus am Ende der fast zweistündigen, pausenlosen Folge von Parties, Festreden, Folklore. Trauerritualen und Orgien galt sicher nicht nur den zehn Darstellern aus fast ebenso vielen Nationen und dem Regieteam unter Jörg U, Lensing auch den Respekt vor der immensen Leistung des "Theaters der Klänge", das sich zäh und originell in der Kulturszene behauptet, trotz des Handicaps, noch immer als "Wandertruppe" ohne feste Adresse arbeiten zu müssen.
"Jubiläum" ist ein Bilderbogen über die Kultur des Feiern - witzig, parodistisch und unterhaltsam. jedenfalls bis zu den allzu langen, fernöstlichen Geschenkpräsentationen und den überlangen mittelöstlichen Trauerriten. Wie der Abend dann doch noch heiter mit Bacchus und von oben herab lächelnder, fächelnder HolIywood-Diva endet. Da gelingt den meist sehr eigenwilligen Theaterleuten ein grandios filmisch überlappender Übergang zum Finale.
Das Jubiläumsprogramm wird derzeit im originellen Ambiente des "Pantheon" eines renovierten Ballsaals aus der Gründerzeit auf dem Gelände der heutigen Landesklinik in Düsseldorf - Gerresheim gespielt und vom 28. Oktober bis 9. November dort wiederholt, Eine Retrospektive aller Inszenierungen zeigt die Gruppe an verschiedenen Spielorten in der Landeshauptstadt von September 1997 bis Mai 1998, Das Düsseldarter Theatermuseum präsentiert bis zum 6. Juli die bisherige Arbeit des Ensembles in einer Ausstellung. Gleichzeitig erscheinen zwei Compact Discs und ein Bildband (je 30 Mark).

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Marieluise Jeitschko
Ballett Journal
 
 
Eiliger Tanz auf vielen Hochzeiten
Atemlos und international, im Takt einer Tanzrevue, präsentierte sich das "Stück über die Kultur des Feierns", inszeniert vom "Theater der Klänge" zum zehnjährigen " Jubiläum". Die jubilierende Freude der Akteure, mit der sie Rituale, Volks- und Gedenktänze aller Herren Länder auf die Bretter brachten, riß das Publikum im ausverkauften Pantheon an der Berger Landstraße mit. Kräftiger Applaus für 10 Mimen aus acht Nationen.
Wie immer hervorstechend: das Grimassen schneidende Allround-Talent Clemente Fernandez. Ob als verquerer Anthropologieprofessor mit Zipperlein, ob als Phrasen dreschender Kulturpolitiker mit unverkennbarem Waigel-Tonfall oder als anzüglich strippender Mr. Goldfinger – ein begnadetes Talent.
Caterina di Fiore gelangen trotz des knappen Etats phantastische Kostüme - vom eleganten New Yorker Abendkleid über fein gearbeitete Kimonos bis zum jemenitischen Brautgewand.
Doch leider wütet auch in dieser Jubliäumsrevue wieder der heillose Aktionismus, der sich vor allem seit den beiden letzten Produktionen eingeschlichen hat. Jörg Lensing und seine Truppe spielen die "10 x 10 Arten, ein Fest zu feiern" in einer halsbrecherischen Hektik herunter, getreu Georgette Dee’s Motto: "Nicht weniger ist mehr, sondern mehr ist mehr." Nur ja keine Ruhe aufkommen lassen, denn beim Luftholen könnte ja jemand feststellen, daß Inhalte in dem lauten Hopsassa auf der Strecke bleiben.
Unsäglich schade die vielen verschenkten Momente, in denen sinnlicher Theaterzauber von hektischen Einlagen zerstört wird. So kleidet sich zum Beispiel Jaqueline Fischer, die schöne Griechin mit dem adligen Gesicht, in ein weißes, mit Gold besticktes Tanzgewand. Versunken beginnt sie zu Busuki-Klängen zu schwingen.Doch da wälzen sich urplötzlich als Früchte verkleidete Akteurinnen spastisch zuckend über die Bühnen.
Das ist weder originell noch sinnig, selbst wenn man die banale Assoziation Frauen - Früchte - Fruchtbarkeit zuläßt.
Erholsame Ruhepunkte bilden die asiatischen Zeremonien. Nach zwei Stunden Betriebsamkeit können die Sinne sich bei der konzentrierten Darbietung der japanischen Teezeremonie regenerieren. Denn Feiern hat auch etwas, mit Feierlichkeit zu tun, nicht nur mit Tempo.
Der kulturelle Rundumschlag ist täglich, 20 Uhr, bis . 15. Juni zu sehen.

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Bettina Boyens
Neue Rhein Zeitung
 
 
Muttertag und Xylophonkonzert
Nach nur zehn Jahren Arbeit schon reif für's Museum - das hat vermutlich selten ein Künstler oder Ensemble geschafft. Dem Düsseldorfer "Theater der Klänge", vor genau zehn Jahren vom Komponisten und Autoren Jörg U. Lensing gegründet, ist dies jetzt gelungen. Im Theatermuseum wird bis zum 6. Juli mit einer wenngleich recht bescheidenen Ausstellung das Wirken dieses auch überregional renommierten freien Ensembles gewürdigt.
Fotos und Texttafeln erinnern an die nunmehr acht Inszenierungen von dem eich erfolgreichen Erstling "Die Mechanische Bauhausbühne" (1987) über "Die barocke Maskenbühne" (1989), "Die Küche" (1990), "November 1918" (1991), "Figur und Klang im Raum" (1993), "Reden ist Silber" (1994), "Ludus Danielis" (1995) bis hin zu den "Vögeln"" (1996). Eine Auswahl dieser Inszenierungen, die - wie stolz vermerkt wird – rund 50000 Zuschauer in insgesamt 36 Städten gesehen haben, wird in den kommenden Monaten noch einmal an verschiedenen Spielstätten Düsseldorfs gezeigt.
Reif für's Museum heißt indes für das "Theater der Klänge" nicht Bühne ade, Am Abend vor der Ausstellungseröffnung ging im "Pantheon" an der Grafenberger Allee die jüngste Premiere über die Bühne - die heißt sinnigerweise "Jubiläum". Und das nächste Stück über "Die Neuberin", die wegweisende Theater-Prinzipalin ‚des 18, Jahrhunderts, ist bereits in Vorbereitung.
Welchen Aspekt auch immer es zum Thema Feiern, Fest und Freude geben mag, beim "Jubiläum" wird er geboten, Das "Theater der Klänge" entwirft ein Kaleidoskop, das so ziemlich alle Traditionen und Riten, Umzüge und Aufmärsche, Ehrungen, Anerkennungen und was es sonst noch so an wichtigen und würdevollen Ereignissen auf der Welt überhaupt gibt, aufzeigt. Da hat wohl jedes Ensemblemitglied der international besetzten Truppe seinen Beitrag geleistet.
Auf die Idee muß man erst einmal kommen, nämlich das Alphabet in Sachen Festivitäten durchzubuchstabieren, wie es Clemente Fernandez wortgewandt und textsicher tat - von M wie Muttertag bis zu X wie Xylophonkonzert und Z wie Ziviltrauung war er auch bei den abwegigsten Buchstaben nie um eine Antwort verlegen. Wie grausam dagegen eine Fest-Vorbereitung speziell für Damen sein kann, zeigte die anschließende Szene; die "Schönheitfabrik" kam einer Tortur in der Folterkammer bedenklich nahe. Großartig, wie dann der alte Bergmann von groben Pflegerhänden in seine Steigeruniform gezwängt wurde, anschließend die Schützenbrüder bierernst an die Gewehre gingen. Kaum einer liebt das Feiern eben so zackig und uniform wie die Deutschen.
Aber der ironische Blick traf auch andere; etwa die wilde Techno-Parade, die eigentlich keinen Eindruck hinterläßt, nur sehr viel Müll. Und wer es noch nicht wußte: Das Anlegen eines schottischen Kilts ist durchaus eine hochernste Angelegenheit und wird natürlich nicht vom Mann selber, sondern von der Frau auf Knien bewältigt.
Gegen Ende des munteren Bühnenfests aus Tanz, Pantomime, Musik und Wortwitz dann eine unversehens ernste Wendung. Das Trauern, ob in Griechenland oder Japan, gehört ja auch zur Kultur des Feierns. Bei den einen in Schwarz, den anderen in Weiß.

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CHRISTINE ZACHARIAS
Rheinische Post
 
 
10 Jahre "Theater der Klänge"
Ein Anachronismus zwischenallen Stilen feiert Jubiläum: Das Düsseldorfer «Theater der Klänge», ein Ensemble von Musikern, Akteuren, Tänzern und bildenden Künstlern, besteht seit 10 Jahren. Im Mai 1987 konstituierte sich die Truppe um den Komponisten Jörg U. Lensing mit dem Ziel, die Bühne jenseits der eingefahrenen Bahnen von Sprech und Literaturtheater zu nutzen. Mit von der Partie war zu Beginn auch der Tänzer Joachim Schlömer, mittlerweile bekanntlich zu einen der wichtigsten Choreographen seiner Generation gereift.
Hinter dem bühnenstürmischen Impetus verbarg sich jedoch nicht die in der freien Szene so oft verbreitete und so schwer erträgliche Hybris, das Rad neu erfinden zu wollen. Mein, das «Theater der Klänge» entpuppte sich in jeder seiner Produktionen als Gruppe bienenfleißiger Archäologen. Und als solche haben Lensing und seine Mitstreiter bei ihrer Forschungsarbeit an traditionellen Bühnen- und Bewegungsvokabularen durchweg mehr im Sinn als nur die Ausgrabungsarbeit: nämlich lebendige, in der Gegenwart heimische Kunst zu schaffen.
Ganz gleich, ob nun mit der Rekonstruktion von Bauhaus-Tänzen («Das mechanische Ballett/Die mechanische Bauhausbühne»), der «Barocken Maskenbühne » oder dem mittelalterlichen Mysterienspiel «Ludus Danielis»: Die Arbeiten der Düsseldorfer glänzten stets mit detailbesessener Bilderfülle, mit durchreflektierten dramaturgischen Gerüsten und einer Körperarbeit, die in solcher Präzision außerhalb des Tanzbereichs selten anzutreffen ist.
Zum 10. Wiegenfest bringt sich das «Theater der Klänge» nun sein Geburtstägsständchen selbst: Das Programm «Jubiläums» ist eine Collage aus 100 montierten Miniaturen — historische und gegenwärtige — über Rituale vor Freude und Trauer, über künstlerische und künstliche Formen des Jubilierens. Die Premiere im Düsseldorfer «Pantheon» (Bergische Landstraße 35) steht am 10. Mai auf dem Spielplan.

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Josef Schloßmacher
tanz aktuell/ballett international
 
 
Rituale der Freude und der Trauer hinterfragt
Zons, Als ein Stück über die Kultur des Feierns wurde Jubiläum" angekündigt. Das Theater der Klänge in Düsseldorf hat sich dieses Stück 1997 selber : zum zehnjährigen Bestehen geschenkt. Gedacht war es als ein einstündiges Musik- und Tanztheaterstück, zusammengesetzt aus 100 kleinen montierten 1-Minuten-Sequenzen über Rituale der Freude und der Trauer. Und da das Ensemble des Theater der Klänge sich international zusammensetzt, stammen die feierlichen Momente aus vieler Herren Länder. Aus dem angedachten 100-Sequenzen-Stück für eine Stunde wurden schnell zwei Stunden. Da die Bühne der Nordhalle im Kreiskulturzentrum Zons nicht sehr viel Spielraum bietet, brachten die Düsseldorfer nur ein "Kleines Jubiläum" mit. Statt des ganzen Ensembles mit zehn Schauspielern traten in Zons nur vier auf, statt der 100 Szenen zeigten sie "nur" 32. Doch auch die knappe Stunde genügte ganz für das Theater der Klänge einzunehmen und neugierig zu machen auf das neue Stück "Die Neuberin".
Wenn man den Untertitel mit der Kultur des Feierns ernst nimmt, dann ist das nach der Zonser Aufführung um unsere Feiertagskultur nicht sehr gut bestellt. Die Reden der Schirmherren, einmal losgelöst von Anlaß und Person, erscheinen völlig grotesk, die Formen des Feiern im Karneval und beim Schützenfest sind ebenso sehr speziell Aber die Schauspieler machen sich nicht auf hohem Roß über Tradition und Volkskunst lustig, auch die "hohe Kultur" kriegt ihr Fett weg: Wer hat sich nicht schon einmal insgeheim über die steilen Formen des klassischen Konzertbetriebes amüsiert. In der Parodie eines Trios, das Luftballons quietschende Töne entlockt, bricht sich das Lachen endgültig bahn. Und das Löffel-Trio, das ein "Happy Birthday" auf die Backe klopft, setzt für jede Geburtstagsparty neue Maßstäbe.
Clemente Fernandez, an den die Zuschauer in Zons jetzt immer werden denken müssen, wenn sie eine Wunderkerze anzünden, sollte auf jeder Rednerschule dazwischenfunken. Es war einfach wunderbar, wie er sich in Sprache, Gestik und Mimik von der gestelzten Sprache akademischer Worthülsen in einen rheinischen Büttenredner verwandelte, wie er den Politiker als Schirmherren einer Kulturveranstaltung karikierte oder den Schüchternen markierte, der kaum fähig ist, das erlösende "Das Buffet ist eröffnet" über die Lippen zu bringen.
Die beiden Pärchen in festlicher Robe schlüpften in Sekundenschnelle in neue Rollen: Der rote Samtvorhang war wie der Schwamm, der den letzten Eindruck von der Tafel wischte und Platz machte für Neues. Bestnoten auch für den Tango mit Rose, eine geIungene Gratwanderung zwischen Perfektion und grotesker Übertreibung. War ‚Jacqueline Fischer nicht vorher mit einem griechischen Folkloretanz zu sehen, wirbelten nicht Kai Bettermann und Clemente Fernandes eben als Kultur-Rapper über die Bühne, auf der Kerstin Hörner mit Lockenperücke eine Kultusministerin (jetzt aD.) glänzend parodierte? Nicht immer wirkte das Lachen so befreiend, etwa in der Szene des alten schwerhörigen Bergmannes (Fernandez), dem seine Tochter Kerstin Hörner) nicht gerade liebevoll in die Sachen hilft.
Am Schluß der kurzweiligen knappen Stunde langer, herzlicher Applaus Zwischendurch hätte aber viel öfter herzlich gelacht werden können.

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hh
Neuss-Grevenbroicher Zeitung
 
 
Welt der Klänge" blieb außen vor
Die Nordhalle des Kreismuseum war am Samstag ungewöhnlich festlich geschmückt. Viele Besucher waren zur ersten Darbietung dieser Art von weit her angereist .Sie wollten an festlich gedeckten Tischen bei einer erlesenen Flasche Rotwein auch einige Sketche geniessen.
Sie brauchten Geduld, denn es dauerte eine Weile, bis das Gerresheimer Team (Kai Bettermann, Clermente Fernandez, Jacqueline Fischer und Kerstin Hoemer) zum eigentlichen Thema "Kultur des Feierns", das es in 32 kleinen Szenen beleuchten wollte, fand.
Wie Abbilder aus dem wirklichen Leben wirkten die meisten Pantomimen: einer der Akteure zog sich an, auch der invalide, ständig nörgelnde Bergmann bekommt seine Feier zum 70. Geburtstag übergestülpt. Entlarvend wirkten auch die Ausschnitte aus phrasenhafte Festreden, wo hohle Sprechblasen bestenfalls zu amüsieren vermochten. Das "Theater der Klänge" hielt dem Publikum einen Spiegel vor. Wie schwer man die "Kunst" des "Feierns" in nur 45 Minuten abhandeln oder meist nur parodistisch vorführen kann, wurde auch deutlich.
Zu den Stärken dieses kurzen Gastspiels gehören die präzisen schauspielerischen Leistungen, die vielen gelungenen parodistischen Effekte, die Kunst der blitzschnellen Verwandlung der vorzüglichen Akteure, deren flinke Wechsel zu immer neuen Facetten des weitläufigen Themas.
Man streifte es tatsächlich unversehens, wenn vergnügte Paare irgendwo am Mittelmeer tanzen und sich still freuen. Abgesehen vor solch flüchtigen Verweisen und festlichen Garderoben traf man das Thema "Theater der Klänge" nur in Randbereichen (Löffelmusik auf die Wangen, Luftballon-Kanzerti, blieb die eigentliche "Welt der Klänge" doch leider außen vor.
Die weit gespannten, phantastischen Ankündigungen weckten überzoßene Erwartungen, vielleicht gar Enttäuschung, weil das Thema selbst nur kurz angerissen oder an Negativbeispielen aufgezeigt wurde, doch weitgehend auf der Strecke blieb. Insgesamt waren die flott gespielten Szenen in 45 Minuten zu kurz bemessen.
Die freundlichen Besucher vertieften jedoch das hoch gesteckte Thema bei der erwähnten Flasche Rotwein.

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Antonius König
WZ
 
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