HOEReographien
HOEReographien
ein Tanzkonzert
Das Infragestellen der klassischen Abhängigkeit des Tanzes von der Musik
ist Ausgangspunkt des Projektes "HOEReographien". ?
Inwiefern können Bewegungen, Bewegungslinien im Raum hörbar werden?
Was, wenn Musik sich aus Bewegung ergibt und was weiter, wenn in diesem Zusammenhang
Musiker mit Tänzern interagieren?
Was ferner, wenn der Tänzerkörper auf der Bühne gefilmt und in
Echtzeit zur Videoskulptur geformt wird, die wiederum mit dem Menschenkörper
auf der Bühne ein bewegtes Ganzes ergibt - realer und virtueller Tanz in
Echtzeit???
Wenn Musik aus Tanz-Bewegung entsteht und somit kompositorische Strukturen nicht
mehr durch musikalisch kompositorische Arbeit entwickelt, fixiert und interpretiert
werden, inwiefern übernimmt dann der Tänzer Kompositionsaufgaben?
Welche Rückwirkungen hat das auf den Tanz???
Wie manifestieren sich musikalische Variations- und Entwicklungsformen visuell,
um somit einem aus Bewegung entstandenen, zunächst amorphen Klangresultat
wieder nachvollziehbare Form und Struktur zu geben.
Welche Form von Licht- und Videokunst als Zeitform ergibt sich aus diesem interaktiven
Miteinander.??
Und: Wie macht man diesen "neuen" Prozess werkimmanent für ein
Publikum live nachvollziehbar ?
??In der sensorisch, interaktiven Bühne von "HOEReographien"
ist keine Bewegung ohne Klang- und Bildkonsequenz, so dass das Tun eines Darstellers
in dieser Bühne zwangsläufig zu Musik und Videobühnenbild führt.
Ein Zyklus aus Einzelstücken (Soli, Duos, Trios, Quartett) in Form von
Tanz zu durch den Tanz erzeugte elektronische Musik, Tanz zu zeitlich entwickelter
Videoskulptur und Tanz mit Live-Musik in Form strukturierter Improvisationen,
sowie Mischformen dieser Konstellationen bildet eine audio-visuelle Gesamtkomposition
als "autonome" Bühnenkunst in Anlehnung an den Begriff "Autonome
Musik".
HOEReographien ging hervor aus dem Forschungsprojekt "PCI - Performer Computer
Interaction", welches durch die FH-Dortmund finanziert wurde und die Entwicklung
eines Computer-Instrumentariums ermöglichte mit dem ein komplettes interaktiv
gesteuertes intermediales Tanzkonzert machbar wurde. In gewisser Hinsicht ist
HOEReographien die Vollendung des Ansatzes, der mit der 1993er Produktion "Figur
und Klang im Raum" angegangen wurde.
Der Kamerastudent Nikolai Singer begleitete insbesondere den Forschungsprozess
zu PCI in einer Langzeitbeobachtung auf Video und montierte daraus seinen einstündigen
2012er Dokumentarfilm "Perfomers Computer Interaction", der im Rahmen
der Ausstellung zu "25 Jahre THEATER DER KLÄNGE" erstmalig zu
sehen sein wird.
HOEReographine war ebenfalls Material für den Tanzfilm "Soundness"
von Harald Opel (siehe Artikel "Alles bewegt sich" in diesem Buch).
HOEReographien wurde 2009 zunächst fortgesetzt in die kürzere und
komprimierte Fassung "HOEReographien SUITE". Diese war Ausgangspunkt
für die 2010 entwickelte SUITE intemediale, welche den derzeitigen Stand
der Möglichkeiten in der vom THEATER DER KLÄNGE entwickelten Form
eines interaktiven, intermedialen Tanztheaters repräsentiert.